Es ist wieder einmal so weit: Ein neuer Jahrgang von Gesellen, Meistern und anderen Absolventen wird auf die Menschheit losgelassen. Und wie in jedem Jahr müssen sich Lehrer, Ausbilder oder Kammerpräsidenten originelle und humorvolle Reden zu diesem Anlass ausdenken. Ein paar frische Ideen finden Sie in diesen fünf Tipps. Dazu gibt es jede Menge humorvolle Formulierungsvorschläge.
Tipp 1: Wählen Sie einen humorvollen Einstieg
Die Schwierigkeit beim Schreiben von Abschlussreden liegt im Gleichgewicht von Humor und Ernst. Albern soll die Rede zur bestandenen Prüfung nicht sein, immerhin handelt es sich um einen wichtigen Tag im Leben der Absolventen. Doch bierernste Ratschläge haben ebenfalls keinen Platz, schließlich ist das Ende der Ausbildung fröhlicher Anlass und das Publikum ist in entsprechender Stimmung. Mit einem Mix aus Spaß und Seriosität beginnen Sie am besten gleich im ersten Satz. Das sorgt für Aufmerksamkeit und setzt den Ton für alles, was danach kommt. Zum Beispiel so:
„Liebe Eltern, liebe Verwandte, liebe Lehrer, Ausbilder und liebe Leute, die einfach zu diesen Veranstaltungen kommen, weil sie nichts Besseres zu tun haben.“
Im Mittelpunkt der Rede stehen natürlich die Absolventen*. Diese sollten gleich zu Beginn angesprochen werden. Etwa so:
„Liebe Absolventinnen und Absolventen, ich weiß, Sie mussten in Ihrem Leben schon viel zuhören. Von der Grundschule, über die weiterführende Schule, bis zur Berufsschule mussten sie ständig sitzen und Ihren Lehrern zuhören. Auch Ihren Ausbildern mussten Sie zuhören. Und jetzt müssen Sie auch noch mir zuhören. Aber keine Sorge, Sie haben es fast geschafft.“
Viele weitere Einstiege für humorvolle Abschlussreden finden Sie hier.
Tipp 2: Geben Sie Ratschläge – aber mit einem Augenzwinkern
Reden zur bestandenen Prüfung sind ein guter Anlass, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Darum enthalten die meisten Abschlussreden Lebensweisheiten und Ratschläge. Doch die dürfen auf keinen Fall schulmeisterlich daherkommen. Vielmehr sollten ernstgemeinte Anregungen immer wieder aufgelockert werden, am besten mit einer Prise Humor.
„Wenn Sie auf Ihrem weiteren Lebensweg Erfolg haben möchten, ist es wichtig, dass Sie nicht einfach nur das wiederholen, was andere vor Ihnen gemacht haben. Sie müssen Ihre eigene Richtung wählen. Darum rate ich Ihnen: Folgen Sie nicht den ausgetreten Pfaden. Finden Sie Ihren eigenen Weg. Es sei denn, Sie machen Urlaub in Kanada und verlaufen sich in der Wildnis. Dann rate ich Ihnen unbedingt: Folgen Sie den ausgetretenen Pfaden.“
Eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu erregen, besteht auch darin, allgemein bekannte Lebensweisheiten in Frage zu stellen. Das könnte sich so anhören:
„Viele Karriereratgeber sagen Ihnen, Sie sollten keine Angst davor haben, Fehler zu machen. Da mag etwas dran sein. Doch jeder, der im Leben schon einmal richtig danebengelegen hat, wird diesen Satz ergänzen und Ihnen zurufen: Tun Sie alles, wirklich alles, um Fehltritte zu vermeiden. Denn die können wirklich verdammt wehtun. Vielleicht ist Angst vor Fehlern nicht das Schlechteste.“
Jede Menge weitere Formulierungen für Ratschläge an Absolventen finden Sie hier.
Tipp: Sprechen Sie auf keinen Fall vom „Ernst des Lebens“
Abgedroschene Phrasen in Reden führen dazu, dass das Publikum die Lust am Zuhören verliert. Eines der beliebtesten Klischees in Reden zur bestandenen Berufsausbildung ist der viel beschworene Ernst des Lebens, der den Absolventen nun angeblich bevorsteht.
Doch diese Formulierung ist nicht nur extrem überstrapaziert. Die Absolventen empfinden sie oft auch als abschätzend, suggeriert sie doch, dass die schwierigen Prüfungen, die sie eben hinter sich gebracht haben, eine Art Spaßveranstaltung gewesen seien.
Auch andere Klischees sollten Sie unbedingt vermeiden. Am schlimmsten sind Phrasen gleich am Anfang der Rede. Viele Redner beginnen mit: „Wir haben uns heute hier versammelt, um gemeinsam die bestandenen Prüfungen des diesjährigen Abschlussjahrgangs zu feiern“. So beginnt der Redner mit der einzigen Information, die garantiert alle Zuhörer bereits kennen.
Tipp 4: Kommen Sie auf den Punkt – und danach zügig zum Schluss
Wenn Sie nicht gerade ein Staatpräsident sind, der bahnbrechende politische Entscheidungen ankündigt, sollten Sie nicht länger sprechen als zehn Minuten. Weniger ist sogar besser.
Natürlich ist auch das Ende Ihrer Rede ein guter Moment für einen kleinen Scherz. Ihr Schluss könnte sich zum Beispiel so anhören:
„Für Ihren weiteren Lebens- und Berufsweg wünsche ich Ihnen viel Glück und Erfolg. Mögen Sie ab heute jeden Tag dem Erreichen Ihrer Ziele einen Schritt näher kommen. Und wenn Sie zwischendurch doch einmal ins Stolpern geraten, vielleicht in zehn Jahren, in fünf Jahren oder vielleicht schon heute Abend auf dem Heimweg nach dem siebten Bier: Lassen Sie sich in Ihrem Leben von einzelnen Bauchlandungen nicht verunsichern. Stehen Sie wieder auf und machen Sie einfach mit Elan weiter.“
Oder Sie beenden Ihre Rede so:
„Mit dem Bestehen Ihrer Prüfungen haben Sie bewiesen, dass Sie kluge und fleißige Menschen sind. Sie haben aber noch etwas noch viel Wichtigeres unter Beweis gestellt, nämlich dass Sie etwas zu Ende bringen können. Darum bitte ich Sie, liebe Absolventinnen und Absolventen, bringen Sie die Dinge zu Ende, die Sie in Ihrem Leben anfangen. Und weil dies eine gute Gelegenheit ist, mir selbst nicht ständig zu widersprechen, bringe ich nun auch meine Rede zu Ende.
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Tipp 5: Nehmen Sie sich selbst nicht zu ernst
Das Bestehen einer wichtigen Prüfung ist für die Absolventen ein sehr befreiender Moment. Die Zeit der Anspannung und des Lernens ist überstanden. Die Prüfungsängste liegen in der Vergangenheit. Die Stimmung ist gelöst. Ratschläge von oben herab will an diesem Tag niemand hören. Und um es offen auszusprechen: Viele wollen an diesem Tag am liebsten überhaupt keine Rede hören.
Der beste Weg, mit dieser Situation umzugehen, besteht darin, die Sache offen anzusprechen:
„Über die Jahrhunderte hat sich für Veranstaltungen wie diese eine gewisse Tradition herausgebildet: Ein alter Knacker, dessen beste Jahre schon lange vorbei sind – die Rede ist von mir –, gibt Ratschläge an eine Gruppe von gut aussehenden, strahlenden und brillanten jungen Menschen, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben – die Rede ist von Ihnen. Liebe Absolventinnen und Absolventen, diese alte Tradition werde auch ich befolgen.“
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